Wieso, weshalb, warum?
Das Mäuseapartment
Es war einer dieser bitterkalten Wintermorgende. Ein kühler Hauch zog an mir vorbei, als ich das Fenster zum lüften öffnete. Ich blickte auf die Reste des Schnees, die den Rasen zum Teil noch bedeckten. Ein besonderer Glanz lag darauf, so als hätte der Frost diesen mit einer harten Kruste aus Eis überzogen. Als ich dem weit geöffneten Fenster den Rücken zudrehte, mich auf den Weg in die Küche machen wollte, hörte ich hinter mir ein dumpfes Geräusch. Ich stutzte kurz. Dann drehte ich mich um und hatte sofort meine schwarze Katze entdeckt. Ihr Flug von der Fensterbank ins Wohnzimmer war nur kurz. Nun hockte sie auf dem Boden, mauzde sehr merkwürdig und schaute mich dabei an.
Ich wusste sofort, was das bedeutete!
In ihrem Maul steckte ein kleines, graues Bündel . Stolz präsentierte sie mir nun ihren Fang und legte es auf meinen guten Teppichboden ab. Dann musste es ganz schnell gehen. Mit einem:“Oh nee, Oh nee, oh nee!“ packte ich den dünnen Mäuseschwanz und riss das Tier in die Höhe. Sie schien noch geschockt, aber unversehrt zu sein. Am Schwanz baumelnd lief ich mit ihr in den Abstellraum und setzte sie in den großen Putzeimer. Mein Plan war eigentlich, der Maus etwas Ruhe zu gönnen, damit sie sich von diesem Mäusetrauma erholen konnte. Später wollte ich sie wieder in die Natur entlassen.
Doch dieses Mal kam alles anders!
Als ich mit dem Putzeimer aus dem Abstellraum kam, stand meine Enkeltochter oben auf der Treppe: „Omi, was hast du da?“ fragte sie, während sie freudig die Stufen zu mir herunter hüpfte. Auf dem letzten Absatz blieb sie stehen, schaute in den Eimer hinein und kommentierte das Ganze mit einem „Ach wie goldig! Darf ich sie behalten? Bitte lass sie mich behalten! Ich kümmere mich auch gut um sie. Ich wollte schon immer ein Haustier haben!“ Ich musste innerlich schmunzeln, denn ich wusste das nun das ganze Programm kindlicher Überzeugungskraft aufgefahren wurde, inklusive dem „Hundebabygesicht“, wie sie es selber bezeichnet. Das bedeutet, den Kopf zur Seite gelegt, mit den großen Augen klimpern und den Schmollmund aufgesetzt.
„Frage deinen Vater“, sagte ich und drückte ihr den Eimer in die Hand. Behutsam stapfte sie die Treppe wieder hinauf in die Wohnung über mir. Mit etwas Abstand folgte ich ihr und musste mir das Lachen verkneifen. Ein Lachen indem sich mein Stolz wiederspiegelte, wie sie diese Situation für sich zu meistern versuchte. Bevor mein Sohn überhaupt reagieren konnte, wurde das ganze „Überzeugungsprogramm“ erneut abgespult. Diesmal war es zudem mit guten Argumenten bespickt, warum die Maus nicht ausgesetzt werden konnte.
Die Beiden fanden gemeinsam einen guten Kompromiss.
Die Maus darf bleiben, bis die kalten Wintertage vorbei sind. Das alte Aquarium wurde sauber gemacht und in ein Luxus-Mäuseapartment umgewandelt.
Ihre eigene Geschichte und noch einges zum Thema Mäuse, hat die kleine Künstlerkatze hier zusammengestellt. Einfach das Bild anklicken und schon geht die Reise los.