Das Vermächtnis der alten Friesen!
Ich habe diese Erzählungen, die mir meine Oma näher brachte, immer als eine Art Märchen angesehen und bin erstaunt, wie viele geschichtliche Fakten sich darin wiederfinden.Das nachfolgende Wissen, das ich hier kurz zusammengefasst habe, entstammen meinen Recherchen und den Menschen, die sich mit dieser Historie intensiver befasst haben. Da diese Zeit, die viele Jahrhunderte zurück liegt auch ein Mosaikstein meiner Abstammung ist, greife ich auf dieses Fremdwissen zurück.
Der Volksstamm der Friesen sind an der niederländischen und deutschen Nordseeküste beheimatet. Ihre Sprache war das "Altfriesisch" der als Vorläufer der modernen friesischen Sprache gilt. Bereits in der frühen Antike, das heißt, bereits 800v.Ch., wurde die Existenz friesischer Stämme belegt.
Das Volk am Meer lebte vom Torfabbau, Salzgewinnung und Fischfang. Ihre Netze flochten sie aus Schilf und Binsen, denn das karge Land wies kaum Vegetation auf.Sie hatten ihren eigenen Glauben, der tief mit der Natur verwurzelt war und so wehrten sich die Friesen auch gegen die Missionierung. Insbesondere König Radbod, der über das groß-friesische Reich herrschte, kämpfte gegen die Unterwerfung und Christianisierung. Erst nach seinem Tod 729 n.Ch.. Unterlag der große Heidenstaat, die „Magna Frisia“,den Franken. Diese gingen mit aller Härte gegen die heidnischen Bräuche vor und töteten die, die sich nicht im christlichen Glauben taufen ließen.Sie zerstörten die kleinen Wälder mit ihren Heiligtümern, die heiligen Haine genannt wurden. Hier, im Schutz ihrer heiligen Bäume, huldigten sie ihren Göttern. Wo eins ihre Opferstätten lagen, entstanden die neuen Kirchen einer fremden Religion. Aus dem Holz der heiligen Bäumen formten die Eroberer die neuen Bauwerke und errichteten sie auf den heiligen Plätze ihrer Ahnen. Rachefeldzüge begannen gegen die Kirchen und Klöster und so konnte das Christentum den alten Glauben, der in der germanischen Religion beheimatet war, nie ganz verdrängen.
Schwere Sturmfluten erschwerten zudem das Leben an der Küste und forderten unzählige Todesopfer bei Mensch und Tier.Eine Flut sticht aus den geschichtlichen Aufzeichnungen besonders hervor. Die 2. Marcellusflut, benannt nach dem einstigen Bischof von Rom, brach mit großer Gewalt in das Land ein. Drei Tage dauerte die verheerende Flut, die als "das große Ertrinken" in die Annalen der Geschichtsbücher eingegangen ist. Sie riss nicht nur wertvolles Land mit sich, sondern über 100.000 Menschen fanden darin den Tod.
Die darauffolgende Pestepidemie, im Volksmund auch schwarzer Tod genannt, ließ das Leid nicht abklingen. Ende des 14. Jahrhunderts dezimierte sie nochmals die Bevölkerung. Das die Menschen es damals als eine Art „Zorn Gottes“ ansahen und mit der Sintflut verbanden, ist für mich nachvollziehbar. Hungersnöte und der Verlust der gesellschaftlichen Ordnung waren die Folgen woraus sich letztendlich das Häuptlingswesen in Ostfriesland entwickelte. Auf der Suche nach Normalität und Schutz legte die Bevölkerung ihre Hoffnung in die Hände der großen Landbesitzer und Bauern.
Nach der Zeit der Wikinger konnte Ostfriesland seine Selbständigkeit ausbauen. Während im übrigen Land die Feudalherrschaft regierte fanden sich hier die ersten Grundsteine der Demokratie. Einmal im Jahr trafen sich die Abgesandten der einzelnen Sippen, die Redjeven um gemeinsam Recht zu sprechen. Sie trafen sich immer an einem Dienstag in der Pfingstwoche am Upstalsboom. Heute ist der Grabhügel ein Denkmal und erinnert an den einstigen Versammlungsort. Die mündliche Überlieferung der friesischen Freiheit wurde 1493 von Kaiser Sigismund bestätigt und in einer Urkunde als rechtskräftig anerkannt. Sie liegt im niederländischen Institut für friesische Geschichte und Literatur in Leeuwarden aus.
Heute hängt das Eyla frya Fresena in meinem Hausflur.
In Freiheit zu Leben ist immer noch unser höchstes Gut und das beziehe ich nicht nur auf die Friesen!