En Oostfrees vertellt- eine Ostfriesin erzählt- An East Frisian tells

 Vom Teepott, Kluntje und der Stille

 Kleine Reise durch die Geschichte der ostfriesischen Teekultur!

Seid dem 17. Jahrhundert  trinken wir Ostfriesen nun schon unseren Tee. Damals musste das schwarze Gold noch über  Seewege aus China geholt werden. Mit den großen Handelsschiffen ging es durch Wind und Wetter über das weite Meer, auf die andere Seite der Welt.  Eine gefährliche Reise, denn das entlose Wasser zeigte sich oft von seiner rauen Seite. Doch weder die meterhohen Wellen, noch Geschichten über Seeungeheuer, die in der Tiefe lauerten, konnten die Seeleute von ihrer Reise fernhalten. Wichtig war nur, dass die wertvolle Ware sicher im Heimathafen ankam. Erleichterung zeigte sich dann bei der Besatzung, wenn die Möwen sie wieder  begrüßten.


Wie wichtig uns diese Kultur war zeigte sich auch, als wir unter preußischer Herrschaft standen. Das war von 1744-1806. Der“ alte Fritz“, wie die Menschen König Ludwig II auch nannten, verbot uns Küstenbewohner tatsächlich unseren Tee zu trinken. Durch den hohen Teekonsum sah er wohl den Bierabsatz gefährdet und wollte dem entgegen wirken.  Zumindest versuchte er dieses durchzusetzen, aber da hatte er nicht mit der ostfriesischen Raffinesse gerechnet. Das Volk am Meer wollte auf keinen Fall auf ihren geliebten Tee verzichten und begannen einen regen Schmuggel mit der wertvollen Ware. Irgendwann musste der König dann einsehen, das er die Menschen am Rande der Nordsee nicht davon abhalten konnte ihrer Teekultur nachzugehen. So erlaubte er seinen Untertanen letztendlich den Genuss der getrockneten Blätter aus Fernost.

In den beiden Weltkriegen, von denen auch Ostfriesland nicht verschont blieb, kam es erneut zu „Teenotzeiten“. Die Grundlage für unsere Teezeremonie wurde knapp oder war so teuer, das es sich der einfache Bürger nicht mehr leisten konnte. Im 2. Weltkrieg gab es zwar Monatsrationen zu den Essensmarken, doch das reichte nicht aus, um den hohen Bedarf zu decken. Extra-Teerationen mussten her! Vielleicht hat der Zufall da mitgespielt, auf jeden Fall erfuhr man in Ostfriesland von den gesonderten Teezulagen der Bergleute, die sie für ihre schwere Knochenarbeit erhielten. Ein reger Tauschhandel begann. So fuhren die Ostfriesen, die von der Landwirtschaft und Fischfang lebten, ins Ruhrgebiet. Eier, Speck und frischer Fisch wurden nun gegen die wertvollen Teeblätter eingetauscht. Auch die Frauen der Bergarbeiter reisten in das Küstenland. Die „Teewievkes“, wie sie von den Ostfriesen genannt wurden beendeten ihre kleinen Tauschverträge wahrscheinlich bei einer guten Tasse Tee mit frischer Sahne!

1955 sanken die Teepreise. Jeder konnte sich jetzt wieder die schwarzen Blätter leisten und die beschwerlichen Reisen der Teewiefkes gingen ein in die geschichtlichen Besonderheiten der ostfriesischen Historie.

So ist das damals gewesen!

Die ostfriesische Teekultur, die auch Teil meiner Lebensart ist, wurde 2016 von der UNESCO Kommission als gedankliches Kulturerbe aufgenommen.


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