Upstalsboom
Der Grabhügel meiner Ahnen
Monate waren nun vergangen, in der die weltweite Pandemie den Alltag beherrschte. Doch nun war das Reisen wieder erlaubt. Elf Stunden Zugfahrt lagen nun vor meiner Enkeltochter und mir. Mein Großmutterherz war furchtbar Stolz auf sie, wie tapfer und geduldig sie die lange Reise meisterte. Zum ersten Mal konnte ich ihr meine Heimat zeigen und an die Orte bringen mit der mein Herz und meine Seele verbunden sind.
So fuhren wir an einem Tag Richtung Aurich, einer kleinen Stadt in Ostfriesland. Ein unscheinbarer Parkplatz an einem Waldstück schien unser Ziel zu sein. Wir stiegen aus dem Auto und schauten uns kurz um. Nur ein Straßenschild mit der Aufschrift „Friesische Freiheit“ schien der Hinweis zu sein, das wir dem Grabhügel ganz Nahe waren.
Eine lange Allee erwartete uns. Ein Weg führte kerzengerade hindurch und ließ nur eine Richtung zu, ihn zu beschreiten. Zudem erschien er in der Endlosigkeit zu enden, so wie ein Blick aufs offene Meer.
So liefen wir entlang der mächtigen Bäume, die seinen Rand säumten.
Zwischendurch blieben wir stehen, den Gedenktafeln luden ein, das Wissen über die Historie meiner Heimat, zu vertiefen. Ausschnitte aus einer längst vergangen Zeit waren hier verewigt. Eine Zeitreise durch die Geschichte unseres „Eyla frya Fresena“.
Dann schälten sich zaghaft die Umrisse eines steinernen Monuments in der Ferne heraus. Wir liefen weiter und standen nun direkt vor ihm. Ich war erstaunt über die Größe und Ausstrahlung dieses Denkmals.
Vielleicht war es aber auch die Einfachheit dieses Wahrzeichens, dass mich doch ein wenig ehrfürchtig werden ließ. In der Stille, die uns umgab berührten unsere Hände dann den grauen Stein.
Wieder hat sich für mich ein Mosaiksteinchen an das andere gefügt. Ich trage diese Erinnerung nun in mir und das "Eala frya fresena" hängt heute bei mir im Hausflur.
In Freiheit leben zu können, ist immer noch eines unserer höchsten Güter und dieses beziehe ich nicht nur auf das friesische Volk.